Heldentod

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Mein Name ist Jan Dan Tjanchen. Und ich bin ein Held. Ja, lachen Sie ruhig... Fertig damit? Gut. Ich habe mir den Namen nicht ausgesucht und ja, er klingt weder männlich noch heldenhaft. Das ist mir bewusst. Aber trotz des, sagen wir mal etwas besonderem Namengeschmacks meiner Eltern, habe ich fünf Jahre bei der Föderalen Flotte überstanden. Fünf Jahre direkt an der Front, inmitten von nackten Asteroiden und diesen verdammten Xarangas. Erraten, ich war bei den Grenzkriegen dabei und lebe immer noch. Letzte Woche war meine Verabschiedung. Mit Dankeschön und Orden von ganz oben und natürlich mit der Aufforderung sich für weitere fünf Jahre zu verpflichten. Mehr Sold und bessere Schiffe samt nagelneuer Ausrüstung. Das volle Programm also. Aber nein, vielen Dank. Wenn man einmal draußen war, kennt man die Optionen. Und mit diesem Wissen geht man mit Sicherheit nicht wieder an die Front. Von den Rekruten meines Jahrgangs kamen vierzig Prozent in Biosärgen nach hause. Weitere fünfzig Prozent wurden bei den Einsätzen pulverisiert und sind nun eins mit dem Universum. Die restlichen zehn Prozent, die bin ich. Hört sich alles sehr dramatisch an, ist aber leider die Wahrheit. Das letzte Jahr war kein sehr Gutes für die Streitkräfte der Föderation.

Also raus mit dem Überwachungchip des Militärs aus meinen Eingeweiden und rein in das friedliche zivile Leben. Und nicht zu vergessen, die Abfindung nach der Dienstzeit. Ich habe mich für ein Vehikel entschieden. Nicht dass die 50000 Credits mich nicht gereizt hätten, doch sie stand einsam im Hanger und lächelte mich traurig an. Die Außenhülle durch Plasmageschosse verunstaltet und die Luken blind vor Weltraumstaub, parkte sie verlassen in einer dunklen Ecke - von allen vergessen. Doch ich sah mehr in ihr, ich sah mich selbst. Wir hatte beide genug gekämpft und waren müde, also deutete ich kurzentschlossen in die besage Richtung und unterzeichnete die Papiere. Gina, ein Ex-Militärtransporter mit der Registrierungsnummer AK7-6933, sollte mich von nun an begleiten. Ich verließ die Raumbasis am drauf folgenden Tag und sprang in den Hyperraum mit dem Ziel Central City auf Eldonar im Solana-System - dem Mittelpunkt der terranischen Welt.

Doch leider kam etwas dazwischen. Gina, zickte rum und der Autopilot verließ notgedrungen den Hyperraum. Laut dem Analysenprogramm brannte der Linearkonverter des Sprungantriebs durch und zog die zentrale Steuereinheit des Interplanetaren Antriebs mit sich in den Tod. Natürlich gab es keine Ersatzteile an Bord. Nun schwebten wir seit drei Tagen manövrierunfähig durch die dunklen Weiten des Weltalls. Der Scanner betitelte das System mit Jena. Eine kleine Sonne, vier unbewohnte Planeten und ein dichter Asteroidengürtel am äußeren Rand. Wir trieben direkt darauf zu. Dreiundzwanzig Stunden bis zum Aufprall und immer noch keine Reaktion auf unsere SOS-Signale. Kein Wunder in dieser Einöde. Wie es schien war meine Zeit gekommen. Den Krieg überlebt, tausende von Xaranga-Jägern meist unbeschadet überstanden und eine kleine Panne wird dem Helden zum Verhängnis. Das meinen die Leute wohl, wenn sie von der Ironie des Schicksals reden. Höchste Zeit um mit Gott zu reden. Diesem großen unbekannten Wesen, der seine schützende Hand über unsere sündigen Häupter hält. Ein Wesen, das noch nie ein Teranner gesehen hatte und auch nie sehen wird. Die letzten Jahre hatte ich nicht mit Gottes Hilfe überlebt, ich habe es ganz allein meinem Geschick im Umgang mit Raumschiffen und einer gehörigen Portion Glück zu verdanken. Manche behaupten Glück wäre nur ein anderes Wort für das Wirken des Allmächtigen. Ich meine, Glück entsteht durch den allgemeinen Zufall oder einfach nur durch die Unfähigkeit anderer. Man selbst trägt nur bedingt dazu bei. Von wegen, alles ist vorherbestimmt und wir alle dienen dem einem großen Plan. Schwachsinn!
Ich blieb in meiner Koje liegen und zähle gelangweilt die Schrammen an der Decke. Eine weitaus sinnvollere Beschäftigung, als mit Gott zu reden. Und so schlief ich ein.

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